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Sprengen will gelernt sein

Willi Witzgall ist kein Mann vieler Worte. Er hält sich lieber etwas im Hintergrund, aber wenn er mal loslegt, dann knallt's gewaltig. Ob das auch die Landesschule beeindruckt hat?

Der Schornstein

Der Sprengmeister aus dem nahegelegenen Iserlohn-Oestrich war beauftragt worden, im Zuge des Abrisses der Landesschule zunächst den Schornstein neben der Turnhalle flachzulegen. Fast 25 Jahre Berufserfahrung verleiteten den guten Mann und sein vielköpfiges Team offenbar zu der Annahme, hier eine leichte Aufgabe vor sich zu haben. Sie studierten, berechneten und bohrten. Schließlich war der Tag der Sprengung gekommen. Das Gelände war weiträumig abgesperrt worden. Kameras, wie die des AkeL, waren nur auf dem Dach des Schulgebäudes zugelassen. Die Sirene ertönte, der Countdown lief, es gab einen gewaltigen Knall ... und der Schornstein blieb stehen! (Sehr schön zu sehen im Abrissfilm des AkeL.)

Als sich der Staub gelegt hatte, näherte sich der Mann aus dem Sauerland mit einigen Mitarbeitern vorsichtig dem großen Betonrohr. Die Sprengung hatte nahezu die Hälfte des Schornsteinfußes weggerissen. Nach allem, was Hunderte von Landesschülern bei den Herren Grüll, Illgen und Steiner über den Schwerpunkt eines Körpers gelernt hatten, hätte der Schornstein umfallen müssen. Tat er aber nicht. Wieder einmal waren es Unmengen an Stahl, die das Bauwerk fest an seiner Stelle hielten. So blieb dem Abbruchunternehmer schließlich nichts anderes übrig, als wieder die Bagger mit den hydraulischen Scheren in Betrieb zu nehmen und den restlichen Fuß „von Hand“ wegzuknabbern, bis sich der Turm neigte und schließlich neben die Schlafräume von III fiel.

 

Das Schulgebäude

Wochen später waren die Arbeiten soweit fortgeschritten, dass man sich dem Schulgebäude zuwandte. Die besondere Bauform auf mehreren Betonpfeilern drängte geradezu den Gedanken auf, sich nocheinmal des guten Willi zu bedienen und diese Pfeiler einfach wegzusprengen. Das Gebäude sollte dann planmäßig in die Tiefe stürzen, wo es problemlos von der Baggern würde zerlegt werden können. Ein aufsehenerregenden Vorhaben, zu dem nicht nur die lokale Presse anrückte sondern auch der WDR ein Kamerateam schickte.

Erneut wurde tagelang gebohrt, um ordentliche Löcher für die Sprengladungen zu schaffen. Wieder wurde der Hügel großflächig für die Öffentlichkeit gesperrt und die Anwohner des Inselwegs vorsorglich über die Sprengung informiert. Sogar die Polizei war anwesend, um die Sicherheit der Schaulustigen zu gewährleisten. Herr Witzgall wollte nichts dem Zufall überlassen. Da er von diesem Gebäude ebenfalls nur sehr dürftige Bauzeichnungen erhalten hatte, setzte er Ladungen mit ausreichender Sprengkraft ein, die die vorderen Pfeiler wegreißen und das gesamte Gebäude auf den unteren Schulhof vor der Chemie stürzen lassen sollten.

Es kam, wie so mancher schon vermutet hatte: Ein Knall, viel Staub und ... ein scheinbar unversehrtes Gebäude! Es schien, als hätte der alte Hase in dieser Schule seinen Meister gefunden. Unangenehm für ihn und sein Team, besonders weil das Bauordnungsamt und die Polizei nun durchblicken ließen, dass hier niemand nach Hause gehen würde, ehe das Gebäude nicht am Boden lag. Die Gefahr, dass die Klassenräume doch noch in einem unvorhersehbaren Moment den Weg nach unten antraten, war einfach zu groß.

Die Sprengung aus verschiedenen Blickwinkeln. Sehr laut – aber ohne Wirkung.

„Kein Problem,“ meldete sich der Bauleiter der Abbruchfirma zu Wort. „Wir stellen unsere Bagger auf den Schulhof, lassen sie gegen das Gebäude drücken und schubsen das Ding einfach um.“ Gesagt, getan. Die Bagger bezogen Stellung auf dem oberen Schulhof und nach gut zwei Stunden intensiven Schubsens stand der Block immer noch genauso da wie die letzten 30 Jahre. Wieder mussten also die Longfront-Bagger ran und zerlegten das Gebäude Stück für Stück, bis am Abend von den Behördern grünes Licht gegeben wurde. Feierabend!

Mit betretenen und entnervten Gesichtern traten die Bauarbeiter an diesem Tag den Heimweg an. Nur einer konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen: Herr Illgen, der den gesamten Tag über mit der Kamera im Anschlag vor Ort gewesen war, hatte einigen Stunden zuvor schon den Reportern der WDR-Lokalzeit mit schelmischen Lächeln gesagt: „Die Schule wehrt sich gegen den Abriss!“ – Damit wird er wohl recht gehabt haben.

Zum Bericht in der der Meinerzhagener Zeitung vom 23.03.2005

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